Restaurierung   2002


St. Michael in Absam/Tirol


  

Disposition - Absam / Tirol / St. Michael    

 

Stimmtonhöhe:    440 Hz bei 15 C

Stimmungsart:       gleichstufig

Winddruck:           für alle Werke  70 mm WS       

 

( Registerfolge auf der Lade )

 

Hauptwerk               C, D, E, F, G, A - f3


1.Principal    8'                            ( Prospekt )
2. Mixtur     1'    4 fach
3. Cornet   1 ' 3 fach
4. Superoctav  2'
5. Quint  3'
6. Octav    4'
7.  Flöte   4'
8.  Copl    8'                            
9.  Gamba   8'
10. Viola                     8'                                 

 

 

Positiv                      C, D, E, F, G, A,  - f3


11. Principal    4'                           ( Prospekt )   
12. Mixtur   1'    3 fach
13. Quint  1 '
14. Superoctav  2'
15. Flöte  4'                    
16. Principal piano 8'       
17. Copl                      8'                   

 

 

Pedal                           C, D, E, F, G, A,   a


18. Subbaß  gedeckt   16'
19. Subbaß  offen       16'
20. Octavbaß     8'
21. Quintbaß    6' 
22. Pombart  16'   
22. Posaun                     8'                                   

 

 

Tuttizug ( HW an Pedal )



Alles aus einer Hand - oder Kooperation ?

Dieses sensible Thema wurde für uns im April 2002 wirklich konkret, als die Mitarbeit bei einer Restaurierung in Österreich erbeten wurde.
Unsere Aufgabe sollte darin bestehen, die Intonationsarbeiten in Absam / Tirol zu übernehmen.
Bei einem ersten Besuch in der wunderschönen Wallfahrtskirche , angesichts des prächtigen Orgelprospekts von Johann Anton Fuchs aus dem Jahre 1776, waren bald alle Bedenken verflogen und es kam bald zu einem Treffen mit dem Orgelbaumeister Christian Erler in Schlitters ( Zillertal ), dem der Zuschlag zu dieser Arbeit gegeben war.
Notwendige Informationen konnten schnell ausgetauscht werden, so daß die Planung einen guten Vorlauf hatte.
Die Betreuung der gesamten Arbeit lag in den Händen von Herrn Prof. Reichling ( Würzburg ), dessen Restaurierungskonzept auch in klanglicher Hinsicht umgesetzt werden sollte.
Ein Auszug aus dem Abschlußbericht soll die Besonderheiten der Intonationsaufaufgabe verdeutlichen:

       " Die in den Ausschreibungsunterlagen enthaltene Baugeschichte der Absamer Orgel umfaßt einen Zeitraum von ca. 230 Jahren.
Von verschiedenen Orgelbauern mit unterschiedlichen technischen und klanglichen Ambitionen wurde  das Instrument gestaltet, verändert und erweitert. 1841, am Anfang seiner Berufslaufbahn, stand Josef Aigner vor der Aufgabe, einen Umbau auszuführen, bei dem der größte Teil der Pfeifen der Vorgänger Fuchs und Mauracher wiederverwendet werden sollte. Nachfolgende Eingriffe durch Wohlfahrtstetter und Reinisch's Erben brachten noch einmal nachhaltige Veränderungen mit sich.
Unter besonderer Berücksichtigung der wiederentdeckten Aigner - Disposition und der denkmalpflegerischen Maßgabe, den gewachsenen Zustand fachgerecht zu erhalten, soll die Arbeit Josef Aigners den großen Rahmen für die vorliegenden Maßnahmen bilden.
Obwohl Aigner bei einem Umbau seine eigenen klanglichen Vorhaben nur teilweise und bedingt realisieren konnte, hatte er es doch bei den übernommenen Registern mit bewährten Mensuren zu tun, die sehr harmonisch beieinander liegen, ja im Prinzipalchor fast identisch sind. Damit sind gute Vorbedingungen für einen geschlossenen Plenumklang  gegeben.
Angesichts der verschiedenen Schichten in Bezug auf die Erbauungszeit und die damit verbundene klangliche Prägung, richtet sich das Intonationsziel nicht so sehr auf ein illusorisches Klangbild von 1841, - auch weil wir nicht wissen, wie die Orgel damals geklungen hat.
Unter diesen besonderen Umständen wird den festen Klanggestaltungsfaktoren der Vorzug gegeben: Die Mensur, der Mensurverlauf, die Labierung und das Material sind Größen, die in der Regel nie verändert worden sind.

Die mehr oder weniger variablen Größen, wie Winddruck, Aufschnitt, Kernspaltenweite, Fußöffnung und Intonationstechnik sind für den Klangcharakter von Bedeutung aber im Befund meistens verändert.
Der Vergleich mit Aigner - Orgeln, die bei Reinigungen und Instandsetzungen zurückhaltend behandelt wurden, dient dann der näheren Bestimmung der Klangrichtung. ''

Nach werkstattüblichem Ablauf wurden alle Metall - und Holzpfeifen in Friesenheim - Oberweier einer gewohnten Prozedur unterzogen. Die Rekonstruktion der Zungenregister erfolgte ebenfalls nach historischem Vorbild in der eigenen Werkstatt.
Das Ergebnis dieser ' Werterhaltungsmaßnahme ' besonderer Art wird voraussichtlich am letzten Septemberwochenende 2003 in der Basilika St. Michael in Absam / Tirol zu hören sein.
Die gemeinsame Arbeit an einem Projekt hat nicht nur dazu geführt, dass es zu einem intensiven fachlichen Austausch kam, der von beiden Seiten geschätzt wurde, ein gutes Miteinander hat auch eine Freundschaft entstehen lassen, die auch eine Konkurrenz aushalten wird.

                                               Arndt Wählt,  Intonateur