Alles aus einer Hand - oder Kooperation ?
Dieses sensible Thema wurde für uns im April
2002 wirklich konkret, als die Mitarbeit bei
einer Restaurierung in Österreich erbeten wurde.
Unsere Aufgabe sollte darin bestehen, die
Intonationsarbeiten in Absam / Tirol zu
übernehmen.
Bei einem ersten Besuch in der wunderschönen
Wallfahrtskirche , angesichts des prächtigen
Orgelprospekts von Johann Anton Fuchs aus dem
Jahre 1776, waren bald alle Bedenken verflogen
und es kam bald zu einem Treffen mit dem
Orgelbaumeister Christian Erler in Schlitters (
Zillertal ), dem der Zuschlag zu dieser Arbeit
gegeben war.
Notwendige Informationen konnten schnell
ausgetauscht werden, so daß die Planung einen
guten Vorlauf hatte.
Die Betreuung der gesamten Arbeit lag in den
Händen von Herrn Prof. Reichling (
Würzburg ), dessen Restaurierungskonzept auch in
klanglicher Hinsicht umgesetzt werden sollte.
Ein Auszug aus dem Abschlußbericht soll die
Besonderheiten der Intonationsaufaufgabe
verdeutlichen:
" Die in
den Ausschreibungsunterlagen enthaltene
Baugeschichte der Absamer Orgel umfaßt einen
Zeitraum von ca. 230 Jahren.
Von verschiedenen Orgelbauern mit
unterschiedlichen technischen und klanglichen
Ambitionen wurde das Instrument gestaltet,
verändert und erweitert. 1841, am Anfang seiner
Berufslaufbahn, stand Josef Aigner vor der
Aufgabe, einen Umbau auszuführen, bei dem der
größte Teil der Pfeifen der Vorgänger Fuchs und
Mauracher wiederverwendet werden sollte.
Nachfolgende Eingriffe durch Wohlfahrtstetter
und Reinisch's Erben brachten noch einmal
nachhaltige Veränderungen mit sich.
Unter besonderer Berücksichtigung der
wiederentdeckten Aigner - Disposition und der
denkmalpflegerischen Maßgabe, den gewachsenen
Zustand fachgerecht zu erhalten, soll die Arbeit
Josef Aigners den großen Rahmen für die
vorliegenden Maßnahmen bilden.
Obwohl Aigner bei einem Umbau seine eigenen
klanglichen Vorhaben nur teilweise und bedingt
realisieren konnte, hatte er es doch bei den
übernommenen Registern mit bewährten Mensuren zu
tun, die sehr harmonisch beieinander liegen, ja
im Prinzipalchor fast identisch sind. Damit sind
gute Vorbedingungen für einen geschlossenen
Plenumklang gegeben.
Angesichts der verschiedenen Schichten in Bezug
auf die Erbauungszeit und die damit verbundene
klangliche Prägung, richtet sich das
Intonationsziel nicht so sehr auf ein
illusorisches Klangbild von 1841, - auch weil
wir nicht wissen, wie die Orgel damals geklungen
hat.
Unter diesen besonderen Umständen wird den festen
Klanggestaltungsfaktoren der Vorzug gegeben: Die
Mensur, der Mensurverlauf, die Labierung und das
Material sind Größen, die in der Regel nie
verändert worden sind.
Die mehr oder weniger variablen Größen, wie
Winddruck, Aufschnitt, Kernspaltenweite,
Fußöffnung und Intonationstechnik sind für den
Klangcharakter von Bedeutung aber im Befund
meistens verändert.
Der Vergleich mit Aigner - Orgeln, die bei
Reinigungen und Instandsetzungen zurückhaltend
behandelt wurden, dient dann der näheren
Bestimmung der Klangrichtung. ''
Nach werkstattüblichem Ablauf wurden alle
Metall - und Holzpfeifen in Friesenheim -
Oberweier einer gewohnten Prozedur unterzogen.
Die Rekonstruktion der Zungenregister erfolgte
ebenfalls nach historischem Vorbild in der
eigenen Werkstatt.
Das Ergebnis dieser ' Werterhaltungsmaßnahme '
besonderer Art wird voraussichtlich am letzten
Septemberwochenende 2003 in der Basilika St.
Michael in Absam / Tirol zu hören sein.
Die gemeinsame Arbeit an einem Projekt hat nicht
nur dazu geführt, dass es zu einem intensiven
fachlichen Austausch kam, der von beiden Seiten
geschätzt wurde, ein gutes Miteinander hat auch
eine Freundschaft entstehen lassen, die auch
eine Konkurrenz aushalten wird.
Arndt Wählt,
Intonateur
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