Neubau 2010


Eutingen St. Josef





Die Dispositon

Manual I, Grand Orgue, C-g³

01. Bourdon 16'
02. Montre 8'
03. Flûte harmonique 8'
04. Salicional 8'
05. Prestant 4'
06. Plein jeux 3-5f. 2 2/3'
Vorabzug 2'

Manual II, Récit expressiv, C-g³

07. Cor de nuit 8'
08. Gambe 8'
09. Voix céleste 8'
10. Flûte octaviante 4'
11. Nazard 2 2/3'*
12. Quarte 2'*
13. Tierce 1 3/5'*
14. Trompette 8'*
15. Basson-Hautbois 8'*
16. Voix humaine 8'
Tremblant

Pédale, C-f1

17. Flûte 16'  
  Soubasse 16'  Transmission  
  aus G.O.   
18. Flûte 8'  
19. Violoncelle 8'  
20. Basson 16'

Koppeln: II-I, II-P,  II-I-Sub, I-P, * jeux de combinaison

Winddrücke:
Grand Orgue 83 mm WS
Récit expressiv Bass C-f° 83 mm WS
Récit expressiv Diskant fs°-g³  96 mm WS
Pédale 95 mm WS




 Blick auf das Pfeifenwerk



Der Weg zur neuen Orgel

Eine elektronische Orgel mit Blindpfeifenprospekt diente der Pfarrgemeinde seit bald 40 Jahren als Begleitinstrument für die Gottesdienste.

Aufgrund der knappen finanziellen Möglichkeiten der Pfarrei, schlug der Erzbischöfl. Orgelinspektor, Herr Mathias Kohlmann, eine Disposition vor, deren Klanggestalt an kleine Instrumente des berühmten Pariser Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll angelehnt sein sollte. Ziel war es, trotz der anfangs beschränkten Registerzahl den großen Kirchenraum in Eutingen ausreichend füllen zu können.

Als in der Vorplanungsphase weitere Finanzmittel zur Verfügung standen, konnte die Disposition auf die endgültige Registerzahl erweitert werden.

 

 

Das klangliche Konzept

Der Name Cavaillé-Coll übt in Deutschland immer noch eine besondere Faszination aus. Wohl vor allem deshalb, weil die deutsch-französischen Ressentiments im 19. Jahrhundert verhinderten, dass Instrumente dieses genialen Orgelbauers nach Deutschland gelangten. Während die größeren Instrumente Cavaillé-Colls in den letzten 25 Jahren durch zahlreiche Veröffentlichungen und Ton-Einspielungen im Mittelpunkt des Interesses standen, führten die kleinen Chororgeln bzw. Hauptorgeln in kleineren Kirchen weiterhin ein Schattendasein. So ist es mittlerweile schwierig geworden, kleinere original erhaltene Instrumente Cavaillé-Colls ausfindig zu machen. Bei unserer Recherche sind wir in Colombey-les-Belles und Plainfaing in Frankreich fündig geworden, zwei Instrumente, die wir ausgiebig untersucht haben. So entwickelte sich aus der ursprünglich 12 Register umfassenden Disposition die endgültige Größe mit 20 Registern Stück für Stück, immer im engen Zusammenhang mit der technischen Konzeption.

 

 

Das technische Konzept

Ein früherer Lehrmeister im Elsass gab mir einmal folgendes mit auf den Weg: "Um ein hervorragendes Instrument zu erbauen, ist die Berücksichtigung von 1000 Details erforderlich. Wenn es einem lediglich gelingt, nur einen Teil davon umzusetzen, gibt es eben nur eine durchschnittliche Orgel."

Die Voraussetzungen in Eutingen waren rükblickend ideal.

Die großzügigen Platzverhältnisse auf der Empore ermöglichten einen gut zugänglichen Aufbau der technischen Anlage. Besonderes Augenmerk wurde auf eine Windversorgung gelegt, die einen stabilen Wind mit weicher Regel-Charakteristik aufweist. Die Balganlage weist insgesamt fünf Bälge auf. Vorbalg und Pedalbalg sind als Schwimmerbälge ausgeführt. Für das Grand Orgue sind ein Parallelfaltenbalg, für das Récit zwei Parallelbälge konzipiert worden. So kann der Diskant im Récit separat mit einem höheren Winddruck versorgt werden, was vor allem den drei Zungenregistern zugute kommt. Um die Spielart nicht mit hohen Tastendrücken zu beinträchtigen und die Kanzellen von "Windfressern" zu entlasten, wurden "moteurs pneumatiques" nach Vorbild Cavaillé-Colls für folgende Register gebaut: Montre 8' C-H, Bourdon 16' C-h° und Flûte 16' C-H. Balancierbälge für das Récit runden die Maßnahmen für eine leichtgängige Traktur ab.

Als Besonderheit sollte noch die Einrichtung eines Einführungstritts ( jeux de combinaison ) erwähnt werden, die den Wind für einen Teil der Kanzelle freigibt. Die Register Nazard2 2/3', Quarte 2', Tierce 1 3/5', Trompette 8' und Basson-Hautbois 8' können als freie Kombination vorbereitet und per Tritt gemeinsam eingeschaltet werden. Somit lässt sich die Beschränkung auf eine rein mechanische Registertraktur, ohne elektrische Setzeranlage, besser verschmerzen.

Abschließend sei hier noch ein weiteres wichtiges Detail genannt, das im französischen Orgelbau jeder Epoche ein selbstverständliches Prinzip war, in Deutschland oft unbeachtet bleibt: Praktisch alle Pfeifen auf der Windlade stehen ohne jegliche Verführungen direkt über der Kanzellenbohrung. Lediglich die großen Holzpfeifen und die Prospektpfeifen sind abgeführt. Dies bietet beste Voraussetzungen für eine gute Intonation, ohne störende Nebengeräusche.

 

 

Die äußere Gestaltung der Orgel

Die äußere Gestaltung der Orgel beschäftigte alle Beteiligten sehr lange. Anfängliche Entwürfe eines historisierenden Prospekts wurden bald verworfen, ebenso Vorschläge, die Teile von Altar und der von einem Künstler gestalteten Scheibe hinter dem Altar der 1961 erbauten Kirche aufnahmen.

So fand man schließlich zu einer schlichten Lösung, bei der das Untergehäuse mit einer Farbfassung in Perlmutt und der Oberbau der Orgel nur mir Pfeifen ausgestattet sein sollte. Das Seitengehäuse wird hauptsächlich durch die rechts und links flankierenden Pfeifen von Flöte 16' und Bourdon 16' gebildet.

 

 

     

 

                 Spieltischbereich umrahmt von Farbfassung in Perlmutt